Pinkeln in der Dusche: Was du über Beckenboden und Blasengesundheit wissen solltest


„Darum solltest du in die Dusche pinkeln!“


Ein ZDF-Info-Beitrag auf Instagram hat die Idee verbreitet, in der Dusche zu pinkeln, um Wasser zu sparen.
Doch was bedeutet das eigentlich für deine Blasengesundheit und deinen Beckenboden? Besonders bei Harndrang und Beckenbodenproblemen kann das unerwartete Folgen haben. Lass uns einen genaueren Blick darauf werfen.



Warum ist Pinkeln in der Dusche ein Thema?

 

  1. Drang und Beckenboden – ein Balanceakt

Beim Wasserlassen müssen verschiedene Muskeln harmonisch zusammenarbeiten:

  • Der Blasenmuskel (Detrusor) spannt sich an, um den Urin auszutreiben.
  • Gleichzeitig muss der Beckenboden entspannen, damit der Urin frei fließen kann.

Wenn der Beckenboden nicht vollständig entspannen kann – etwa im Stehen –, entsteht ein Ungleichgewicht.

Das bedeutet:

  • Drang: Der Harndrang entsteht durch Signale der Blase an das Gehirn, sobald eine gewisse Füllmenge erreicht ist. Doch auch äußere Reize wie Wassergeräusche können Harndrang auslösen, selbst wenn die Blase nicht voll ist.
  • Druck: Im Stehen ist der Beckenboden aktiver und muss mehr Verschlussdruck aufbauen, um den Urinfluss zu kontrollieren. Dies erschwert die Entleerung und kann bei häufigem Pressen den Beckenboden belasten.

2. Konditionierung: Wenn Wassergeräusche den Harndrang wecken

Viele Menschen berichten, dass sie durch Geräusche wie Wasserplätschern oder den Kontakt mit Wasser plötzlich Harndrang verspüren. Dieses Phänomen nennt man Konditionierung – vielleicht hast du davon schon im Zusammenhang mit Pawlow und seinen Hunden gehört.


Was hat das mit Harndrang zu tun?
Pawlow zeigte, dass Hunde auf einen bestimmten Reiz (eine Glocke) mit Speichelfluss reagieren können, wenn dieser Reiz wiederholt mit Futter verbunden wird. Genau so kann unser Gehirn lernen, Wassergeräusche mit dem Harndrang zu verknüpfen.


Das passiert dabei:

  • Wenn du regelmäßig in der Dusche pinkelst, verknüpft dein Gehirn das Plätschern des Wassers mit der Blasenentleerung.
  • Mit der Zeit kann der Harndrang durch ähnliche Geräusche – wie Händewaschen, ein Springbrunnen oder Regen – ausgelöst werden, selbst wenn die Blase nicht voll ist.


Warum ist das problematisch?
Dieses „Training“ des Gehirns kann dazu führen, dass du auch in unpassenden Momenten Harndrang verspürst. Menschen mit Blasenproblemen oder Beckenbodenschwäche können dadurch noch stärker betroffen sein.


Was passiert, wenn der Drang unkontrollierbar wird?

Einige Menschen berichten, dass sie bei Harndrang – auch ohne volle Blasenfüllung – den Urin irgendwann nicht mehr halten können. Das kann mehrere Gründe haben:

  1. Überaktive Blase:
    Der Blasenmuskel kontrahiert unwillkürlich, was den Druck in der Blase erhöht. Der Beckenboden kann dem Druck nicht standhalten, und es kommt zum Urinverlust.

  2. Erschöpfung des Beckenbodens:
    Bei lang anhaltendem Harndrang bleibt der Beckenboden dauerhaft angespannt, was zu Ermüdung führen kann. Irgendwann lässt die Spannung nach, und der Urin tritt unkontrolliert aus.

  3. Stress und psychologische Faktoren:
    Angst, den Urin nicht halten zu können, kann die Kontrolle zusätzlich erschweren, weil der Beckenboden reflexartig loslässt.

  4. Reduzierte Blasenkapazität:
    Wenn die Blase regelmäßig bei kleinen Mengen entleert wird, passt sie sich an und meldet Harndrang schneller.

Ist Pinkeln in der Dusche wirklich ein Problem?

Die Antwort lautet: Es kommt darauf an.

  • Gesunder Beckenboden: Für Menschen mit einem gesunden Beckenboden ist gelegentliches Pinkeln in der Dusche unproblematisch.
  • Empfindlicher Beckenboden: Menschen mit Blasenproblemen, Dranginkontinenz oder einer geschwächten Beckenbodenmuskulatur sollten vorsichtig sein. Besonders die Konditionierung durch Wassergeräusche kann problematisch werden, wenn der Drang dadurch verstärkt wird.

Fazit: Individualität zählt

Ich bin kein Fan von pauschalen Verboten oder strikten Regeln. Wichtig ist, dass du deinen eigenen Körper beobachtest:

  • Achte darauf, ob Wassergeräusche bei dir Harndrang auslösen.
  • Wenn du das vermeiden möchtest, versuche, Pinkeln und Duschen voneinander zu trennen, um keine ungewollte Verbindung herzustellen.
  • Wenn du bereits mit Blasenproblemen kämpfst, kann es sinnvoll sein, Gewohnheiten zu hinterfragen und an deinem Beckenboden zu arbeiten.

Ein gelegentliches Pinkeln in der Dusche ist für einen gesunden Beckenboden kein Drama.
Aber bei Problemen mit Drang oder Blasenschwäche gilt: Trenne Pinkeln und Duschen bewusst, wenn du ungewollte Konditionierung vermeiden möchtest.

Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Schau dir gerne meinen passenden Beitrag auf Instagram an und erzähl mir in den Kommentaren davon - ich freue mich, von dir zu hören! 😊


Happy Beckenboden!

Jessi



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